Interaktives (hi)story-telling: Stadtgeschichte als Gamegesign

Wir begeben uns auf die Spuren einer dunklen Vergangenheit: Die des „Gerichts- und Zellengefängnis Hannover“. Von der Grundsteinlegung 1863 bis zum Abriss in den 1960er Jahren erlebte der Gefängnisbau sechs verschiedene deutsche Staatssysteme. Entsprechend vielseitig sind die Geschichten von Gefangenschaft, Rechtsprechung und Gefängnisalltag, die eine Beschäftigung mit dem einst riesigen Baukomplex zu Tage führen. Kaum ein Medium ist derart in der Lage, diese Komplexität auf interaktive Weise darzustellen wie – das Computerspiel!

In Games kommen kreatives Schreiben, Storytelling, Inszenierung, Ton & Bild zum Einsatz. Anstatt einer linearen Erzählung müssen die Spielenden selbst Entscheidungen für den Fortgang der Geschichte treffen – sie tauchen selbst in die Erzählung ein. Genau das wollen wir in dem Workshop für die hannoveraner Stadtgesellschaft ermöglichen: Zusammen erstellen wir eine interaktive Geschichte rund um ein Schicksal innerhalb und außerhalb der historischen Gefängnismauern. Der Workshop vermittelt somit historisches Wissen und die Techniken des Gamedesigns. Bei der Erarbeitung der Inhalte kommt ein digitales Storytelling-Tool zum Einsatz.

Die Resultate fließen in das digitale Spiel „Pavillon Prison Break“ ein, das ab August 2017 im und um das Kulturzentrum per Smartphone & Tablet spielbar sein wird.

Die ReferentInnen:

Marcus Munzlinger (M.A.) ist seit 2014 Mitarbeiter im Programmteam des Kulturzentrums Pavillon in Hannover im Bereich Gesellschaft & Politik. Daneben freie journalistische Arbeit mit Veröffentlichungen in der Jungle World, ak – analyse & kritik, den Straßen aus Zucker sowie dem online-Magazin „Die Kolumnisten“.

In seiner soziokulturellen Arbeit liegt Marcus Munzlingers Schwerpunkt auf der Befähigung zur direkten Intervention in die so genannte „Digitale Revolution“ sowie eine verbesserte soziale und politische Teilhabe durch Digitalisierungsprozesse. Ausdruck davon sind u.a. das Projekt „upgrade Pavillon“ (2014 & 2015 mit der Stiftung Niedersachsen), einem Experimentierfeld mit digitalen Themen & Formaten im Pavillon; das seit 2015 im Pavillon stattfindende „Spamfilter-Festival für Netzkultur“  sowie das Gaming-Projekt „Pavillon Prison Break“ zu unbekannter Stadtgeschichte in Hannover.

 

Karin Liau gehört seit 2013 der Initiative Creative Gaming e. V. an und  leitet als freie Medienpädagogin vielfältige Workshops an, in denen insbesondere Jugendliche mit den kreativen Potenzialen von digitalen Spielen experimentieren können. Außerdem ist sie Teil des Organisationsteams vom PLAY - Creative Gaming Festival, das jährlich diverse Formen der Auseinandersetzung mit Games in Hamburg zusammenführt.

Durch die Beteiligung der Initiative Creative Gaming am Projekt "Pavillon Prison Break" hatte sie Gelegenheit, an der Ausgestaltung des Konzepts mitzuwirken und gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern erste Spielinhalte zu gestalten. Das Einfließenlassen von Geschichte(n) in spielbare Narrationen bildet eine wichtige Grundlage für ihren Arbeit am Projekt.