


„Der Spielverderber“, so hat es Johan Huizinga formuliert, „ist etwas ganz anderes als der Falschspieler. Dieser stellt sich so, als spiele er das Spiel, und erkennt dem Scheine nach den Zauberkreis des Spiels immer noch an.“ Der Spielverderber dagegen, „zertrümmert ihre Welt selbst.“ Wer ein Foul begeht, lässt das Spiel aufhören, und es braucht Sanktionen, um das Vertrauen in das Spiel wieder herzustellen.
Politische Spiele befassen sich häufig mit bestimmten politischen Agendas, häufiger noch mit den Auswirkungen von Gesetzessystemen auf die Mitglieder der Gesellschaft, seltener mit der Administration von Gesellschaftssystemen. Auf gewisse Weise verfehlen sie dabei aber, was Politik eigentlich ist: das Spiel vom Spielverderben. Politik ist nicht nur das Verwalten des Status Quo, vor allem ist es das Gestalten neuer Spielregeln. Und das heißt: die geltenden Regeln müssen gebrochen werden, man muss foulen und alle dazu bekommen, es als neue Spielregel zu verstehen. Dann stellt sich aber die Frage: Kann man Spiele spielen, die in diesem Sinne politisch sind? Sind Spiele denkbar, deren Regeln daraus bestehen, andere Menschen dafür zu gewinnen, die Regeln zu verändern?
PD Dr. Mathias Mertens ist Dozent für Medienwissenschaft an den Universitäten Köln und Hildesheim. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind partizipative Medienkulturforschung und digitale Ästhetik. Er hat über Digitalkultur und Computerspiele unter anderem im Freitag, in der De:Bug und der Spex. Zu seinen bekanntesten Buchveröffentlichungen gehören Wir waren Space Invaders. Geschichten vom Computerspielen und Kaffeekochen für Millionen. Die spektakulärsten Ereignisse im World Wide Web.